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Reizdarm - Endlich Ruhe im Bauch
Blähungen, Verstopfung, Durchfall – Reizdarmkranke leiden oft sehr. Doch die Fachwelt versteht das rätselhafte Geschehen immer besser. Wie Ernährung, Entspannung und Arzneien helfen.
Weniger ist bekanntlich oft mehr. Das gilt auch für Reizdarmkranke. Froh sind sie, wenn sie den Übeltäter für ihr Bauchweh entlarvt haben – und einfach Weißkohl, Paprika oder Erdnüsse nicht mehr essen. Für Gesunde mag sich das wie ein Minus anfühlen. Für Menschen mit einer gestörten Verdauung bedeutet es ein Plus an Lebensqualität.Volksleiden Reizdarm
Millionen Menschen quält in Deutschland ein Reizdarm. Das Volksleiden lässt sich mit den klassischen Diagnoseinstrumenten nicht aufdecken. Wissenschaftler:innen kommen aber neben möglichen seelischen Ursachen auch organischen Auslösern immer mehr auf die Spur. So diskutiereen sie über entzündliche Prozesse, eine zu durchlässige Darmwand oder eine hyperaktive Darmmuskulatur. Großes Augenmerk liegt auf der Kommunikation zwischen den zahlreichen Nerven im Darm („Bauchhirn“) und dem Gehirn. Sie kann gestört sein. Gerät die Besiedlung der Darmschleimhaut mit nützlichen Bakterien aus dem Lot, drohen ebenfalls Bauchschmerzen und Durchfälle. Und weil Antibiotika nicht nur krankmachende Bakterien, sondern auch unsere körpereigene Darmflora (Mikrobiom) angreifen, stehen sie in Sachen Reizdarm ebenfalls als Ursache unter Verdacht.GettyImages MilosStankovic
Weniger Stress, anderes Essen
Ebenso steht die Ernährung auf dem Prüfstand. Lebensmittel mit bestimmten Zuckerstoffen (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole – kurz FODMAPs) werden meist erst im Dickdarm vollständig zerlegt. Wer die FODMAPs in Süßigkeiten, Milchprodukten oder bestimmten Obst- und Gemüsesorten nicht verträgt, klagt oft vermehrt über typische Reizdarmbeschwerden. Unabhängig davon erforschen Ernährungsmediziner:innen, wie sich Reizdarm und Nahrungsmittelunverträglichkeiten (wie etwa Milchzucker- oder Glutenintoleranz) gegenseitig beeinflussen.
Das Suchen nach möglichen Gründen für die gestörte Verdauung zeigt: Jeder Betroffene muss ausprobieren, was seine Beschwerden lindert. Nicht selten können Entspannungsübungen einen gereizten Darm beruhigen. Auch eine Umstellung der Essgewohnheiten bringt oft erhebliche Linderung. Hier lohnt eine ernährungsmedizinische Beratung. Viele Apotheken bieten diese Expertise an – mit eigens geschulten Fachkräften. Das pharmazeutische Personal ist bei Reizdarm noch aus anderen Gründen ein guter Ansprechpartner: Es weiß, welche Wirkstoffe am besten gegen Durchfall, Blähungen oder Verstopfung wirken und den Leidensdruck senken können. Eben nach dem Motto: Weniger Beschwerden, mehr Freude!